Gaunerzinken

Sie scheinen plötzlich einfach da zu sein. Unauffällige Kreide-Zeichnungen an Haustür oder Briefkasten: Gaunerzinken. Geheimsymbole die zur nonverbalen Kommunikation unter organisierten Verbrecherbanden gedacht sind.

Kreidesymbole an Haustüren sind bereits seit dem Mittelalter im Gebrauch. Damals dienten sie jedoch nicht nur Dieben zur Kommunikation. Sämtliche Menschen die der untersten Gesellschaftsschicht angehörten, wie etwa Tagelöhner, Bettler oder Hausierer, verwendeten diese Geheimzeichen. Da diese Völkergruppen ständiger Unterdrückung und Drangsalierung ausgesetzt waren, konnten sie auf diese Weise ihren nachfolgenden Standesgenossen mitteilen, wo sich ein Vorsprechen lohnen könnte.

In der heutigen Zeit werden die Zinken jedoch ausschließlich von organisierten Verbrecherbanden genutzt. Auch die Polizei warnt inzwischen vor den Geheimbotschaften der Verbrecher: Denn ohne jeden Grund, tauchen diese Zeichen selten auf. Organisierte Diebesbanden nutzen Späher um eine Wohngegend auszukundschaften. Manchmal geben sich die Kundschafter auch für Handwerker oder Vertreter aus um direkt in die Wohnung zu gelangen und so herauszufinden ob es Wertgegenstände zu holen gibt oder wo die Eigentümer ihr Bargeld aufbewahren. Diese Informationen werden anschließend an Gartentor, Haustür oder der Fassade für die Komplizen hinterlassen. Die unauffälligen Zeichen werden zumeist mit Kreide hinterlassen, manchmal jedoch auch leicht in die Tür oder den Zaun geritzt.

Je nach Symbol steht die Nachricht für etwas anderes, zum Beispiel ob in dem Haus viel Bargeld zu holen ist, oder ob es Wertgegenstände gibt. Auch über die Einwohner werden Symbole hinterlassen, beispielsweise ob in dem Haus ein altes Ehepaar oder ein gefährlicher Hund lebt. Da die Symbole vielfältig sind und sich je nach Diebesbande auch unterscheiden können, ist es nicht möglich alle Symbole und deren Bedeutung aufzuzählen.

Gaunerzinken sind – wie ihre Urheber – sowohl in Großstädten, als auch in ländlichen Gegenden verbreitet. Sie gelten daher als bundesweites Problem. In Großstädten kommen die Zinken jedoch tendenziell häufiger vor. So verzeichnete beispielsweise Berlin im Jahr 2013 einen erhöhten Anstieg. Prinzipiell gibt es immer wieder Phasen in denen Gaunerzinken häufiger an Häuser angebracht werden. Diese Anstiege sind jedoch unregelmäßig und daher nicht absehbar.

Sollten Sie nun ein solches Zeichen entdeckt haben, fotografieren Sie dieses, bevor Sie es entfernen. Fragen Sie gegebenenfalls Ihre Nachbarn, ob auch bei ihnen Gaunerzinken aufgetaucht sind. Melden Sie sich dann gemeinsam bei Ihrer örtlichen Polizeibehörde, damit diese speziell nach den Kundschaftern Ausschau halten kann. Zudem sollten Sie vorsorglich Ihr Haus entsprechend gegen Einbrüche absichern. Auch hierbei kann Ihnen die Polizei helfen. Einige Polizeidienststellen bieten Beratungen bezüglich des Einbruchsschutzes an. Bei einem solchen Termin sehen sich die Beamten bei Ihnen um, weisen auf entsprechende Sicherheitslücken hin und machen Vorschläge, wie diese behoben werden können.